Glücklich nach dem Tanzen

Tanz dich glücklich

Wer selbst gerne tanzt, nickt sicherlich heftig mit dem Kopf, wenn es heißt: Tanzen hat einen äußerst positiven Effekt auf Psyche und Gesundheit. Es hebt die Stimmung, bringt den Körper in Schwung und trägt zur Stressreduktion bei.

Ich selbst habe fast mein ganzes Leben lang in der ein oder anderen Form getanzt. Als kleiner Knirps hatte ich Ballettunterricht, quasi meine gesamte Kindheit und Jugend hindurch habe ich rhythmische Sportgymnastik gemacht – wohlgemerkt die Breitensport-Version der 80er und frühen 90er Jahre -, während des Studiums wiederum habe ich viel Standard und Latein getanzt. Dazwischen kamen Jazz Dance, Funkengarde, Steptanz, Hip-Hop und eine Ausbildung in Tanzpädagogik bei Tanzimpulse in Köln. 2012 bin ich dann schließlich beim Swingtanz gelandet, meiner ganz persönlichen Meinung nach der beste Tanz überhaupt. Auf dem Titelbild sind übrigens Ali & Katja von SwingStep zu sehen – meine absoluten Lieblings-Tanzlehrer, bei denen ich das Swingtanzen von der Pike auf gelernt habe.

Ganz egal, welcher Art von Tanz ich mich gewidmet habe: Ich war dabei immer glücklich und zutiefst erfüllt. Doch was genau führt zu diesen positiven Effekten? Ist es von Bedeutung, welche Art Tanz wir wählen? Und gibt es sie tatsächlich, die Leute mit den linken Füßen, die nicht tanzen können?

Was sagt die Forschung?

Schon Neugeborene haben ein Gefühl für Rhythmus

Laut dem Tanzpsychologen Peter Lovatt sind wir Menschen dazu geboren, uns rhythmisch zu bewegen; das Tanzen und ein Gefühl für Rhythmus liegen uns quasi im Blut (Kramer, 2018). Das gilt bereits für Neugeborene: Wird ihnen ein rhythmischer Beat vorgespielt, bei dem unvermutet der Downbeat ausgelassen wird, kommt es in ihrem EEG zu einer Abweichung. Schon Babys haben also ein Gefühl für Rhythmus und reagieren, wenn sich der Rhythmus unerwartet ändert (Winkler et al., 2009).

Doch es gibt Ausnahmen: Wer von Amusie betroffen ist, einer Störung der Musikverarbeitung im Gehirn, hat Probleme damit, Rhythmen zu erkennen, den Takt zu halten oder auch Melodien zu identifizieren. Andere Betroffene nehmen nur einzelne Instrumente wahr, können also bestimmte Instrumente nicht hören. Das kann so weit gehen, dass man Musik nicht mehr als Genuss, sondern als unangenehmen Krach empfindet. Man geht davon aus, dass circa vier Prozent der Bevölkerung eine angeborene Amusie haben. Die vielbeliebte Ausrede, unmusikalisch zu sein, gilt also nur sehr selten: Fast alle Menschen sind dazu fähig, den Takt zu halten.

Tanzen als Rundumversorgungspaket für den Körper

Tanzen ist für unseren Körper ein Rundumversorgungspaket: Es stärkt Herz, Immunsystem und Muskelkraft. Durch die Bewegung werden schädliche Giftstoffe ausgeatmet und ausgeschwitzt. Beim Tanzen werden euphorisierende Endorphine sowie das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet, der Level des Stresshormons Kortisol wird gesenkt. Das spricht das Belohnungssystem in unserem Hirn an, hebt die Stimmung und reduziert Stress (Christensen, 2020 und Kramer, 2018).

Je nach Art des Tanzes kommt es zu weiteren positiven Effekten: So beschreibt Christensen, dass jene Tänze besonders gesund für den Körper sind, bei denen man die Arme über den Kopf hebt, wie es bei vielen Gruppentänzen, aber auch bei Paartänzen, der Fall ist. Durch die Streckung unseres Körpers atmen wir besonders tief ein, außerdem werden versteifte Muskeln und Faszien gedehnt, was Schmerzen lösen kann. Neben Muskeln und Faszien wird auch der Solarplexus gedehnt, durch den Fasern des autonomen Nervensystems laufen. All dies resultiert darin, dass wir vermehrt Sauerstoff aufnehmen, wodurch Organe und Gehirn besser durchblutet werden. Außerdem werden durch tiefes, langsames Atmen Zellstoffwechsel und Verdauung verbessert und überschüssiges Kohlendioxid abgeatmet, was einer Übersäuerung unseres Körpers entgegengewirkt. Zudem wird der Vagusnerv aktiviert, der Teil des parasympathischen Nervensystems ist und Stress und Verspannungen entgegenwirkt.

Tanzen ist auch gut für unser Gehirn

Für unser Gehirn stellt Tanzen eine kognitive Meisterleistung dar. Es muss dafür sorgen, dass wir den Takt einhalten, unsere Bewegungen koordinieren, die Balance halten und bei Choreographien oder neuen Figuren auch noch die ungewohnte Schrittfolge abrufen.

Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass es anderen Formen der körperlichen Betätigung bezüglich der kognitiven Effekte überlegen ist: So haben Campion & Levita (2014) gezeigt, dass schon fünf Minuten Tanzen ausreichen, um unser kreatives Denkvermögen zu fördern. Aber damit nicht genug: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Tanzen die Wahrscheinlichkeit reduzieren kann, an Demenz zu erkranken.

In einer Untersuchung von Verghese et al. (2003) wurden 469 Menschen, die über 75 Jahre alt waren und zu Beginn keine Form der Demenz hatten, über mehrere Jahre begleitet. Untersucht wurde, ob verschiedene kognitive und physische Aktivitäten einen Einfluss auf die Entwicklung einer Demenzkrankheit hatten. Während etwas mehr als ein Viertel dieser Menschen im Laufe der Studie eine Form der Demenz entwickelte, war die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung für diejenigen geringer, die regelmäßig lasen, Brettspiele oder ein Musikinstrument spielten – oder aber tanzten. Dabei war Tanzen die einzige physische Aktivität, die einen solchen Effekt zeigte. Bei Menschen, die Fahrrad fuhren, schwammen oder Gruppenaktivitäten wie Bowling nachgingen, zeigte sich kein Einfluss auf die Entwicklung einer Demenz.

Als Grund dafür wird angenommen, dass Tanzen den Hippocampus stärkt. Diese Hirnstruktur ist mit für Lernen, räumliches Bewusstsein und Langzeitgedächtnis verantwortlich. Im Laufe unseres Lebens verliert der Hippocampus jede Dekade zwei bis drei Prozent seines Volumens. Ab einem Alter von ungefähr 70 Jahren erhöht sich der Verlust auf circa ein Prozent pro Jahr; bei Personen mit einer Demenzerkrankung ist dieser Verlust sogar noch höher. Erfreulicherweise kann Tanzen dazu beitragen, dass wieder Volumen aufgebaut wird (Kramer, 2018).

Auch für Parkinsonkranke kann Tanzen einen positiven Effekt haben. In einer Untersuchung wirkte es sich unter anderem positiv auf Schrittgeschwindigkeit und allgemeine kognitive Fähigkeiten aus, außerdem führte es zu einer Abnahme des „Freezing“, also des plötzlichen Erstarrens in der Bewegung (Jola, 2020).

Tanzen stärkt das Zugehörigkeitsgefühl und dient der Gemeinschaft

Hinzu kommt die positive Wirkung, die Tanzen auf unser allgemeines Wohlbefinden hat. Nach einer Studie von Murcia et al. (2010) an 475 Freizeittänzern und -tänzerinnen hat Tanzen unter anderem eine positive Wirkung auf Stimmung, Einstellung gegenüber dem Leben, psychische Gesundheit und Selbstbewusstsein. Außerdem stärkt es das Gefühl der Zugehörigkeit, erfüllt also eines unserer sozialen Grundbedürfnisse.

Tanzen wirkt sich aber nicht nur positiv auf die eigene Person aus. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es auch der Gemeinschaft dient: Bewegen sich Menschen synchron miteinander, wie das beispielsweise beim Tanzen der Fall ist, stärkt das nicht nur die soziale Bindung zwischen ihnen, sie verhalten sich ihren Gruppenmitgliedern gegenüber auch altruistischer. Dabei ist es nicht einmal wichtig, ob sie positive Emotionen empfinden oder nicht (Wiltermuth & Heath, 2009).

Eine Untersuchung von Kirschner und Tomasello (2010) zeigt, dass schon Vierjährige durch Musik und Tanz zur Kooperation angeregt werden. Kinder, die in Paaren drei Minuten lang zu einer vorgegebenen Geschichte auf Musik tanzten, sangen und dabei gleichzeitig einen Holzfrosch als Schlaginstrument nutzten, halfen einander anschließend beim Spielen mehr und kooperierten mehr miteinander, als wenn sie ohne musikalische Begleitung im Kreis gingen und den Liedtext lediglich aufsagten. Zwar lässt sich nicht ausschließen, dass das gemeinsame Singen und Tanzen ihre Stimmung positiv beeinflusst haben und sie deshalb kooperativer waren. Doch wird zumindest die Hypothese untermauert, dass gemeinsames Musizieren und Tanzen als Mittel dienen, um soziale Bindungen und Gruppenzusammenhalt zu stärken.

Eine Kleinigkeit darf dabei allerdings nicht außer Acht gelassen werden: Da viele der Studien zum Thema Tanz ausschließlich Personen einschließen, die in ihrer Freizeit gerne tanzen, lässt sich keine Aussage darüber treffen, ob bei Tanzmuffeln die gleichen Effekte zum Vorschein treten.

Kein Tanz ohne Musik

Während Tanzen unabdingbar mit Musik verknüpft ist, lassen die obigen Ausführungen die Wirkung von Musik auf Gesundheit, Stimmung und Gemeinschaftsgefühl weitgehend aus. Sicherlich sind nicht wenige der beschriebenen Effekte auf das Zusammenspiel von Musik und Tanz zurückzuführen. Ganz klar ist jedoch, dass Tanzen in vielerlei Hinsicht gesund und gut für uns ist.

Fazit

Tanzen hat also unbestreitbar einige sehr positive Nebeneffekte. Eine meiner Theorien ist, dass die Euphorie, die das Tanzen in uns auslöst, mit Flow zu tun hat. Was ist den bitte Flow, höre ich da rufen? Flow ist ein Zustand, von dem es heißt, dass er tiefe Glücksgefühle auslöst. Definitiv ein Thema, das in einem der nächsten Blogartikel Platz finden wird!

Wen die Lust aufs Tanzen gepackt hat: Warum es nicht einfach mal ausprobieren? Eine Möglichkeit zum Tanzen findet sich immer, egal ob es im Verein, in der Tanzschule oder zu Hause im Wohnzimmer auf die Lieblingsmusik ist!

Mich jedenfalls hat die Beschäftigung mit diesem Thema wieder in die Vergangenheit zurückversetzt und ich habe mich stundenlang in Bilder von früher vertieft. Ein paar davon habe ich in die kleine Bildergalerie unten gepackt. Nachdem mich eine Knieverletzung (siehe Über mich) und diverse Schulterbeschwerden jahrelang am Tanzen gehindert haben, kann ich so langsam wieder loslegen. Vielleicht probiere ich es mal mit Zumba, bis ich genügend Kondition aufgebaut habe, um mich endlich wieder mit vollem Elan ins Swingtanzen zu stürzen!

Wie immer gilt: Wenn du den nächsten Weg zum Glück nicht verpassen möchtest, folge mir auf Instagram: @christianeschreibtvomglueck


Quellenangaben:

Campion, M. & Levita, L. (2014). Enhancing positive affect and divergent thinking abilities: Play some music and dance. The Journal of Positive Psychology, 9(2), 137-145.

Christensen, J. F. (2020). Lebenselixier Tanz. Spektrum der Wissenschaft: Gehirn & Geist, 04, 12 -21.

Jola, C. (2020). Tanz statt Tablette. Spektrum der Wissenschaft: Gehirn & Geist, 04, 22-27.

Kirschner, S. & Tomasello, M. (2010). Joint music making promotes prosocial behavior in 4-year-old children. Evolution and Human Behavior, 31(5), 354-364.

Kramer, S. (2018, Dezember 22). How busting some moves on the dance floor is good for your brain. New Scientist. Abgerufen aus der New Scientist App (ohne Seitenzahlen).

Murcia, C.Q., Kreutz, G., Clift, S., & Bongard, S. (2010). Shall we dance? An exploration of the perceived benefits of dancing on well-being. Arts & Health, 2, 149 – 163.

Verghese, J., Lipton, R. B., Katz, M. J., Hall, C. B., Derby, C. A., Kuslansky, G., Ambrose, A. F., Sliwinski, M. & Buschke, H. (2003). Leisure Activities and the Risk of Dementia in the Elderly. The New England Journal of Medicine, 348, 2508-2516.

Wiltermuth, S. S. & Heath, C. (2009). Synchrony and cooperation. Psychological Science, 20(1), 1-5.

Winkler, I., Háden, G. P., Ladinig, O., Sziller, I. & Honing, H. (2009). Newborn infants detect the beat in music. PNAS 106 (7), 2468-2471.

2 Kommentare zu „Tanz dich glücklich“

  1. Liebe Christiane,
    Tanzen ist für mich auch eine Möglichkeit des Selbstausdrucks. Ich bin Malerin und oft hat die Malerei etwas von Tanz. Beim Tanzen liebe ich es, das Malen zu tanzen. Der Schwung, die Rhythmik und die Freude übertragen sich.

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