Die umgekehrte „Bucket-Liste“

Neulich habe ich das Buch From Strength to Strength („Der beste Rat für ein gutes Leben“) von Arthur C. Brooks gelesen. Darin schlägt der Autor vor, eine umgekehrte Bucket-Liste zu erstellen. Die Idee hat mir so gut gefallen, dass ich sie hier ein wenig näher beleuchten möchte. Die Zeit kurz vor Silvester, in der man sich sowieso vermehrt mit seinen Vorsätzen für das nächste Jahr beschäftigt, ist geradezu perfekt dafür. Wieso diesmal nicht Vorsätze fassen, die sich positiv auf die Zufriedenheit auswirken?

Was ist eine Bucket-Liste?

Eine „Bucket-Liste“ ist eine Liste von Dingen, die eine Person in ihrem Leben erreichen oder erleben möchte, bevor sie stirbt. Der Begriff stammt von der Redewendung „to kick the bucket“, was so viel bedeutet wie „den Löffel abgeben“ oder sterben. Im Deutschen wird diese Liste deshalb manchmal auch „Löffel-Liste“ genannt. Auf dieser Liste können Ziele, Wünsche oder auch Erfahrungen stehen, die wir unbedingt noch machen möchten. Oft sind das Reiseziele, persönliche Entwicklungsziele oder auch Dinge, die wir unbedingt besitzen möchten.

… und was ist die umgekehrte Bucket-Liste?

Nach Arthur C. Brooks birgt eine normale Bucket-Liste die Gefahr, uns unzufrieden zu machen – und das, obwohl wir uns von der Erfüllung dieser Wünsche doch langfristiges Glück versprechen! Oft streben wir nämlich nach Dingen, die für Geld, Macht, Ruhm oder Vergnügen stehen. Ob das der Lottogewinn ist, die Beförderung, das neue Auto oder die Bewunderung anderer für unsere großartigen Leistungen. Untersuchungen zeigen, dass all dies zwar zu einem kurzen Hoch führen kann, das aber nicht allzu lange anhält. Noch dazu sind die Kosten dafür oft ungeahnt hoch.

Was uns nämlich langfristig glücklich macht, sind die kleinen Dinge, die wir oftmals als gegeben hinnehmen und vernachlässigen, während wir alles daransetzen, nach den großen Dingen zu jagen. Was ist da besser als die Idee, sich eine umgekehrte Bucket-Liste zu schaffen? Eine Liste also, auf der Ziele, Erfahrungen und Tätigkeiten stehen, die langfristig glücklich machen. Die wir als inspirierende und motivierende Erinnerung nutzen können, um unser Leben bewusster zu gestalten.

Wie erstelle ich meine umgekehrte Bucket-Liste?

Um deine umgekehrte Bucket-Liste zu erstellen, achte einmal darauf, was dich wirklich glücklich macht.

  • Aus welchen Begegnungen gehst du voller Energie und Elan heraus?
  • Welche Tätigkeiten erfüllen dich mit großer Zufriedenheit?
  • Was würde dir wirklich fehlen, wenn du es nicht mehr hättest?
  • Wenn du nur noch eine einzige Sache tun könntest, bevor du stirbst, was würdest du tun?

Das sind die Dinge, die auf deine Bucket-Liste gehören!

Als nächstes könntest du überlegen, worauf du viel Zeit verwendest, ohne dass es dich sonderlich glücklich macht. Müssen diese Dinge wirklich so weit oben auf der Liste deiner Prioritäten stehen oder kannst du sie vielleicht ein bisschen herunterschrauben? Dieser Blog-Artikel beschreibt das Thema genauer und kann dir helfen, deine Prioritäten so zu setzen, dass du dich zufriedener fühlst.

Möchtest du die Sache wissenschaftlich angehen, wirf gerne mal einen Blick auf diese Liste mit Glücklichmachern:

  • Gute soziale Beziehungen – zu Freund*innen, Familie, Lebenspartner*in und solche, die man in Gemeinschaften wie Vereinen oder der Kirche findet
  • Schöne Erlebnisse, die man mit anderen teilt
  • Sich in der Natur aufhalten – vor allem im Wald und am Meer
  • Den Körper in Bewegung bringen
  • Sich kreativ betätigen
  • Gute Taten vollbringen, z. B. anderen helfen, ehrenamtlich tätig werden
  • Dankbarkeit üben (siehe auch Blogartikel Dankbar glücklich)

Das sind nur ein paar Beispiele, vielleicht ist ja etwas für dich dabei!

Wie kann das aussehen?

Das vergangene Jahr hat mir deutlich gezeigt, weshalb die umgekehrte Bucket-Liste eine gute Sache ist. Alles hat im Oktober 2022 mit einem Experiment begonnen: Schaffe ich es, innerhalb von einem Jahr ein Buch zu schreiben und eine Agentur zu finden, die es im Oktober 2023 auf der Frankfurter Buchmesse vor Verlagen präsentiert?

Als das Ziel einmal gesetzt war, habe ich wöchentlich um die 60 Stunden in Brotjob und Schreiben gesteckt und daneben nicht mehr viel Zeit für anderes gehabt. Mein großes Ziel habe ich erreicht: Nach neun Monaten war das Manuskript fertig geschrieben und mehrfach überarbeitet, so dass ich es Literaturagenturen anbieten konnte. Als mich dann eine Agentur unter Vertrag genommen hat, wäre ich vor Glück fast geplatzt!

Keine Sorge, jetzt kommt keine Jammergeschichte darüber, dass danach alles den Bach herunterging, ganz im Gegenteil. Auch wenn das mit dem Buchveröffentlichen auf meiner „normalen“ Bucket-Liste stand, von der Herr Brooks sagt, dass sie in vielen Fällen nicht glücklich macht. Tatsächlich hat meine Literaturagentin das Projekt auf der Buchmesse gepitcht und ein paar Publikumsverlage möchten es sich gerne anschauen. Wer sich im Buch-Business auskennt, weiß, dass das ein riesen Erfolg ist. Gleichzeitig heißt das noch lange nicht, dass das Buch auch von einem der Verlage gekauft wird. Vielleicht stimmen die Marktbedingungen nicht, sie haben gerade ein ähnliches Buch gekauft, die Geschichte überzeugt sie nicht, das Verlagsprogramm ist voll – es gibt unendlich viele Gründe, weshalb ein Buch am Ende doch nicht herausgebracht wird.

Die eigentliche Frage ist: Hat es sich gelohnt, mehr als ein Jahr lang mein großes Ziel zu verfolgen und fast alles andere neben meinem Job und dem Schreiben liegen zu lassen? Da es sich um ein einmaliges Experiment gehandelt hat, würde ich es tatsächlich jederzeit wieder machen. Ich bin froh, das Ganze durchgezogen zu haben. Doch der Preis dafür war hoch, vor allem, was meine Gesundheit und die Pflege von Freundschaften angeht. Beim nächsten Buch würde ich deshalb ein paar Dinge ändern und es vor allen Dingen langsamer angehen lassen.

Ganz im Sinne der umgekehrten Bucket-Liste werde ich mich nicht mehr so stark auf die großen Dinge fokussieren, die ich erreichen möchte, sondern setze die kleinen Dinge darauf, die mich wirklich glücklich machen:

  • Es macht mich glücklich, wenn viele Pflanzen auf meinem Balkon stehen – also werde ich den Balkon im nächsten Jahr so richtig schön gestalten.
  • Jetzt im Winter nehme ich mir Zeit, die putzigen Wintervögel in meinem Vogelhäuschen zu beobachten. Das verankert mich so richtig schön im Hier und Jetzt.
  • Gute Musik kann auch glücklich machen (siehe dieser Blogartikel) – im nächsten Jahr stehen ein paar Konzerte auf meiner Liste, angefangen mit Curtis Stigers im Januar.
  • Ich möchte mich regelmäßig bei Freund*innen melden, mit denen ich schon längere Zeit keinen Kontakt mehr hatte.
  • Neulich war ich mit meiner Familie auf dem Weihnachtsmarkt und habe einmal mehr bemerkt, wie viel Kraft und Energie mir gute Gespräche mit lieben Menschen geben. Auch das werde ich forcieren.
  • Und weil ich es im letzten Jahr sträflich vernachlässigt habe, werde ich meinem Körper wieder mehr Aufmerksamkeit schenken und ihn mit gesundem Essen und Bewegung bestechen, so dass er mir noch lange gute Dienste leistet.
  • Einmal im Leben die Nordlichter sehen darf auf meiner Bucket-Liste stehenbleiben. Denn auch Erlebnisse, die Ehrfurcht auslösen, machen glücklich.

Und wie sieht deine umgekehrte Bucket-Liste aus?

Falls du den nächsten Blogpost und weitere Neuigkeiten nicht verpassen möchtest, folge mir gerne auf Instagram (@christianeschreibtvomglueck).


Quellenangabe:
Brooks, A. C. (2023). Der beste Rat für ein gutes Leben: Finden Sie Erfolg, Glück und einen tiefen Sinn in Ihrer zweiten Lebenshälfte. FinanzBuchVerlag.

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